Etwa jeder 20. Deutsche leidet statistisch gesehen mindestens einmal in seinem Leben an Nierensteinen, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Die von Medizinern auch als Nephrolithiasis bezeichneten Ablagerungen verursachen meist lange Zeit keine Probleme. Erst, wenn scheinbar aus heiterem Himmel Schmerzen in der Nierengegend auftreten, die zu Koliken werden können, wird die Diagnose Nierensteine gestellt. Viele Betroffene fragen sich deshalb, wie Nierensteine entstehen, ob es Möglichkeiten gibt, ihrer Bildung vorzubeugen und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.
Entstehung von Nierensteinen
Die genauen Umstände, die zur Bildung von Nierensteinen führen, sind bis heute noch nicht abschließend geklärt. Bekannt ist jedoch, dass verschiedene im Harn enthaltene Substanzen winzige Kristalle bilden, die sich mit der Zeit zu größeren Formationen zusammenschließen können – den Nierensteinen. Zu diesen Substanzen zählen unter anderem Harnsäure, Oxalat, Kalzium, Phosphat und Zystin. Im schlimmsten Fall füllen die Nierensteine den gesamten Hohlraum der Nieren aus, kleinere Exemplare können sich aber auch von den Nieren auf den Weg in die Blase machen und unterwegs in den Harnleitern stecken bleiben.
Die Forschung konnte bis heute verschiedene Faktoren ermitteln, die das Entstehen von Nierensteinen begünstigen bzw. fördern. Dazu zählen Engstellen, Fehlbildungen und Narben in den Harnleitern und Nieren, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Kalzium und Vitamin D sowie der übermäßige Genuss von Lebensmitteln wie Rhabarber, Rote Beete, Spinat und Spargel. Letztere entziehen dem Organismus Wasser und lassen den Salzgehalt im Urin steigen. Als weitere Ursache gilt die Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) in hohen Dosen, Acetazolamid(Blutdruckmittel), Sulfonamide (Antibiotika), Triamteren (Diuretika) oder Indinavir (zur HIV-Therapie). Die Neigung zur Harnsteinbildung kann allerdings auch vererbt werden.
Nierensteine vorbeugen
Eine hundertprozentige Möglichkeit, die Entstehung von Nierensteinen zu verhindern, gibt es nicht. Durch die Lebensweise lässt sich jedoch die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sich Nierensteine bilden. Oberstes Gebot ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Mit einer Trinkmenge von 2 bis 2,5 Litern pro Tag lässt sich das Risiko bereits deutlich mindern. Allerdings sollten nicht alle Menschen diese Menge zu sich nehmen. Personen, die bereits unter Herz- und Nierenerkrankungen leiden, sollten die Trinkmenge mit ihrem Arzt abstimmen.
Ideal sind harnneutrale Getränke. Dazu zählen unter anderem Früchte- und Kräutertees sowie Mineralwasser mit einem geringen Mineralstoffgehalt und wenig Kohlensäure. Da Übergewicht ein Risikofaktor für die Bildung von Nierensteinen darstellt, kann durch Gewichtsreduktion deren Auftreten verringert werden. Auch Bluthochdruck sollte behandelt werden, um das Risiko für die Bildung von Nierensteinen zu senken. Leiden Patienten unter wiederkehrenden Steinen, kann der behandelnde Arzt Medikamente verschreiben, die der Bildung vorbeugen. Eventuell ist es notwendig, den Urin zu untersuchen, um bestimmen zu können, um welche Art von Nierensteinen (Kalzium-, Harnsäure-, Magnesium-Ammonium-Phosphat- oder Zystin- und Xanthin-Steine) es sich handelt.
Behandlungsoptionen bei Nierensteinen
Ist die Diagnose Nierensteine gesichert, gibt es – abhängig von der Art der Nierensteine – unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Bei der konservativen Behandlung wird unter anderem für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (2,5 bis 3 Liter am Tag) gesorgt, wobei zucker- oder koffeinhaltige Getränke zu vermeiden sind. Unterstützend dazu, gibt es pflanzliche Medikamente, welche die Durchspülung der Harnwege fördern. Auch äußerlich zugeführte Wärme durch Wärmflaschen und Bäder kann helfen. In jedem Fall sollte auf ausreichend Bewegung und die Ernährung geachtet werden. Insbesondere Fleisch, Innereien und Fischsorten wie Makrele sind zu meiden beziehungsweise nur in Maßen zu verzehren. Auch der Konsum von Kochsalz ist bei der konservativen Behandlung weitestgehend zu vermeiden. Zur Behandlung der Schmerzen werden Medikamente mit krampflösender Wirkung eingesetzt. Der Verlauf der Erkrankung wird regelmäßig per Ultraschall oder Röntgen untersucht.
Gehen die Nierensteine nicht von selbst ab, verursachen weiter Schmerzen und drohen Komplikationen wie ein Nierenstau, müssen sie aktiv entfernt werden. Hierzu stehen abhängig von der Art und Lage der Steine verschiedene Verfahren zur Verfügung. Häufig kommt die Litholyse zum Einsatz. Dabei werden die Nierensteine durch Einnahme (oral oder mittels Katheter) einer Substanz aufgelöst. Eine ebenfalls bewährte Therapieform ist die Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL). Bei dieser Methode werden die Steine mittels Ultraschall oder Röntgengerät lokalisiert und mithilfe von Stoßwellenzertrümmert. Die kleinen Steinfragmente können auf natürlichem Wege ausgeschieden werden.
Ist ein Nierenstein bereits in den Harnleiter vorgedrungen und hängt dort fest, kommt häufig die Ureterorenoskopie (URS) zur Anwendung. Dabei wird eine Kanüle mit einer Kamera in die Harnröhre über die Blase bis in die Harnleiter geführt. Mit verschiedenen Techniken wird nun versucht, den Stein zu zertrümmern und seine Reste zu entfernen. Alt veraltet gelten offene Operationen. Sie kommen nur noch bei extrem großen Nierensteinen zum Einsatz, wenn keine andere Art der Therapie den gewünschten Erfolg zeigt.